Religion: Im Disput mit Zeugen Jehovas      8.Teil                    

 


Das Szenario

Jesu Gleichnisse faszinieren durch ihre Realitätsnähe und einfühlsamen Details, so dass sie im Gedächtnis haften bleiben, selbst wenn die Deutung unklar sein sollte. Im „Gleichnis vom Armen Lazarus (Lk 16:19ff)  benutzt Jesus ein bemerkenswertes Szenario:


Zwei vor nicht allzu langer Zeit Verstorbene (dieselbe Generation lebt noch) befinden sich bei vollem Bewusstsein und 

voller Erkenntnisfähigkeit an zwei (jenseitigen) Orten, der eine an einem Ort des Wohlgefühls, der andere an einem Ort 

andauernder Qual. In ihrem (selbstverständlich fiktiven) Disput wird die Forderung erhoben, durch eine persönliche 

Botschaft quälender Bestrafung die Menschen zu bessern.


Was mag Jesus bewogen haben, für welche Aussage auch immer (hier geht es ausdrücklich nicht um die Auslegung des Gleichnisses, sondern um dessen Hintergrund!) ein Szenario zu wählen, das durch die Ausschmückung angeblich ketzerischer Irrlehren Verwirrung erzeugen müsste? Sollte er wirklich so verantwortungslos gewesen sein, seine Offenbarungen nicht nur unter Gleichnissen, sondern sogar unter Irrlehren zu verstecken? Das wird kaum jemand ernsthaft behaupten wollen.

Offenbar haben Jesu Zuhörer den Hintergrund - Verstorbene existieren irgendwie weiter - sehr wohl verstanden und akzeptiert, denn sonst hätte das Gleichnis keine Wirkung erzielen können. Wenn die im Judentum seinerzeit durchaus vertretene Lehre (und die Pharisäer waren nicht irgendwelche unbedeutenden Sektierer!) vom Leben nach dem Tode und andauernder Belohnung bzw Bestrafung wirklich falsch war, wieso veranschaulichte sie Jesus in farbigen Worten ohne jeglichen Korrekturversuch, wie er es gegenüber den Sadduzäern tat, denen er ihren Irrglauben explizit vorhielt (Mk 12:27; s.u.)? Auch in Matt 23, der großen Abrechnung mit den Pharisäern, geht es in keiner Weise um die Verbreitung von Irrlehren, sondern um das Auseinanderklaffen von Wort und Tat, um Oberflächlichkeit und Äußerlichkeit, eben um bewusste Heuchelei.

Nicht die Glaubenslehre der Pharisäer wird von Jesus angeprangert, sondern deren Umsetzung.

Die Offenbarung

Noch verwirrender müsste es für seine Jünger gewesen sein, als sich Jesus bei seiner Umgestaltung/Verklärung auf dem Berg Tabor (Mt 17:1ff; Mk 9:2ff; Lk 9:28ff. Es bleibe dahingestellt, um welchen Berg es sich wirklich gehandelt haben mag) nicht einfach nur „in der Herrlichkeit des Vaters“ zeigt („Schaut her, so sehe ich in den Himmeln aus“), sondern mit Moses und Elias auch noch zwei seit langem Verstorbene hinzukommen lässt, um sich mit ihnen zu unterhalten. Für die Apostel waren diese Vorgänge offenbar äußerst real, nicht eine imaginäre Zukunftsschau, keine Vision, keine Halluzination - es waren weder Gleichnisse noch Symbole.

Eine Unterscheidung von Vision und Erscheinung, also Imaginärem und Realem, diese Unterscheidung haben ausnahmslos alle Menschen, die von Visionen oder aber von Erscheinungen berichten, ganz eindeutig getroffen und betont. Jesu Verklärung und sein Gespräch mit Moses und Elias wird den drei Aposteln eben nicht vorgegaukelt, sondern die beiden Verstorbenen sind real da.

Moses und Elias sind "da".


Gott der Lebenden

Es ist sinnvoll, sich in diesem Zusammenhang Jesu Auseinandersetzung mit den Sadduzäern vor Augen zu führen, die eine Auferstehung der Toten noch ablehnten (Mt 22:23ff; Mk 12:18ff; Lk 20:27ff). Jesus wirft ihnen - im Gegensatz zu den Pharisäern! - ganz unverblümt vor, "sehr irrt ihr" (Mk 12:27), habe sich JHWH doch bereits im Dornenbusch als "Gott der Lebenden" geoffenbart hat und zwar ganz konkret als Gott von den lebenden (!) Abraham, Isaak und Jakob, "alle nämlich ihm lebendig sind" (Lk 20:38). "Die aber für würdig Erachteten, jene Welt zu erlangen und die Auferstehung von den Toten, ... (sind) engelgleich" (Lk 20:36).

Jesus hat eine Parallel-Existenz von Lebenden und „Verstorbenen“ 

(= ins Immaterielle Hinübergegangenen) zweifelsfrei bezeugt



Zumindest für Auserwählte findet eine Auferweckung "gleich" nach dem Tod statt.


Wenn wir davon ausgehen, dass sich "die Himmel" nicht im Raum-Zeit-Kontinuum des Weltalls befinden, also nicht der Zeit unterworfen sind, ist die Frage des Zeitpunktes der Auferweckung ohnehin müßig.


 
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Neumünster, 12.10.2009      *      Egbert W Gerlich     *     egbert@tasar-org.de