Gewusst, wie...                                                  
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... man Wein bewertet:


         

Am Anfang steht:
"de gustibus non est disputandum"
(über Geschmäcker nicht ist Streiten)

Also:
Jede Weinbewertung ist
subjektiv
, ist individuell,
selbst wenn viele Sommeliers zu gleichen Ergebnissen kommen sollten.

Deshalb:
Jede Weinbewertung ist abhängig vom Umfeld des Degustanden.

Zudem:
Manche Weine entwickeln sich erst richtig nach dem Öffnen...
Geduld, bitte, und Aufmerksamkeit!!



Es geht hier nicht darum darzulegen, womit sich die Seminarbesucher oder gar professionelle Tester abquälen müssen oder welche Merkmale die oft sehr hohen Wertungen ergeben - das kann man besser dort erforschen: https://de.wikipedia.org/wiki/Weinbewertung. Hier geht es um den Weinfreund, der einfach nur systematisch probieren und sich ein Bild für sich selbst machen möchte.

Tröstlich:
Der beste Weinkenner ist der, der vorher aufs Etikett geschaut hat...





Und eine Zahl von der offiziellen Repräsentation des wohl bedeutendsten Bewerters italienischer Weine, Luca Maroni:  
From 1988 to 2016, Luca Maroni has tasted over 300.000 wines…
[Der Punkt soll doch wohl ein Komma sein?!]

300.000 Weine in 28 Jahren sind rund 10.000 Weine pro Jahr, das wiederum sind knapp 50 Weine pro Arbeitstag...


Bordeaux-Weine und alle Weine aus und in den USA werden beherrscht mit dem Urteil von
Robert M Parkers "Wine Advocate"
Dessen 100-Punkte-System ist weltweit vorherrschend (auch Luca Maroni benutzt es offenbar) und gilt unangefochten als ehrgebietendes Marketing-Instrument.

Die beiden vorherrschenden Bewertungssyteme (20 Punkte / 100 Punkte) werden am Ende erläutert...


      
Grundlegende Frage:

Wieviele Wertungsnoten kann man eigentlich nachvollziehbar und wiederholbar vergeben?
Sechs (6 < 1), zehn (1 < 10), oder?
Nach meinem Empfinden nur vier (0 < 3), nämlich


nicht entsprechend = 0

entsprechend = 1
überdurchschnittlich = 2
herausragend = 3

Das können auch wir unbedarfte Laien handhaben.





Und was wollen wir bewerten? Wir beschreiben mit maximal je drei Punkten
unser ganz subjektives (!) Empfinden von jeweils

Color       = Aussehen:             0 - 3
Odor        = Geruch:                 0 - 3
Sapor       = Geschmack:          0 - 3
Impressio = Gesamteindruck: 0 - 3
 
Nun sind diese Kriterien nicht alle gleichwertig, ein Gewichtungsfaktor muss jeweils zugewiesen werden.
Wir benutzen - wie in allen gängigen Bewertungssystemen - diese Faktoren:

C = 2      >  0 -   6 Punkte
O = 6      >  0 - 18 Punkte
S = 8       >  0 - 24 Punkte
I  = 4       >  0 - 12 Punkte

!  Jede einzelne Null-Bewertung setzt die Gesamt-Punktezahl auf Null  !
Ein akzeptabler Wein erreicht also mindestens 20 Punkte,
ein überdurchschnittlicher mindestens 40 Punkte,
der Höchstwert ist 60 Punkte.




COSI-Bewertungstabelle

"de gustibus non est disputandum"


Manche Weine entwickeln sich erst richtig eine Zeitlang nach dem Öffnen...
Geduld, bitte, und Aufmerksamkeit!!

nicht
entsprechend
entsprechendüber-
durchschnittlich
herausragendWein AWein BWein C
Color0246
Odor061218
Sapor081624
Impressio04812
Su0204060[ = Su ]
Prozent:[ = Su/60 ]

!  Jede einzelne Null-Bewertung setzt die Gesamt-Punktezahl auf Null  !

Zugeständnis an Unentschlossene:
Wer sich partout nicht entscheiden mag, gebe halt Zwischenpunkte...





Wer mag, kann nun noch in Klassen verdichten und diese mit Sternen, Medaillen und anderen Kennzeichen bedenken (wie's so mancher Profi tut).
  Mein Vorschlag (ich mag die Ausrufe-Zeichen):

90 - 100 Prozent: !!!

65 -   89 Prozent: !!
30 -   64 Prozent: !
           0 Prozent: 0



Ein neues System? Nein - mitnichten!

Alle bekannt gegebenen Systeme bewerten die genannten vier Kriterien, und sie benutzen die genannten Gewichtungen - allerdings ohne die vorgeschlagenen vier Bewertungsstufen.
Kann ein Nicht-Profi den Geschmack zutreffend mit acht Stufen in Europa oder gar zwanzig Stufen in Amerika beschreiben? Deshalb die vier Stufen, die dann allerdings per Zwischenpunktzahl anpassbar sein können.

In Europa ist zumeist bewertet worden nach dem                                                      20-Punkte-Schema COS

C = 0 - 2 Punkte
O = 0 - 6 Punkte
S = 0 - 8 Punkte
I  = 0 - 4 Punkte

Dem gegenüber ist die obige COSI-Tabelle um den Faktor drei gespreizt
3x COS >< COSI
1/3x COSI >< COS


Inzwischen scheint sich weltweit durchgesetzt zu haben das Parker'sche 100-Punkte-Schema, das sehr nach einem Prozent-Schema aussieht, es aber nicht ist, denn es werden 50 Start-Punkte vorgegeben und dann bis zu 50 Bewertungs-Punkte addiert. Die Gewichtung ist identisch, allerdings ist die Bewertung gegenüber COS um den Faktor 2,5 gespreizt:

100-Punkte-Schema PARKER

C = 0 -   5 Punkte
O = 0 - 15 Punkte
S = 0 - 20 Punkte
I  = 0 - 10 Punkte

dazu das "Start-Guthaben":  +50 Punkte

Jeder noch so katastrophale Wein bekäme als mindestens 50 Parker-Punkte! Und ein vom Händler hoch gepriesener Wein mit 92-Parker-Punkten hat lediglich 84% der Bewertungspunkte (42/50) erreicht, erst ein 95-Parker kommt auf 90 Prozent. Es verwundert schon, wie viele Weine über 80% kommen...

Ehrlicher wäre es, den erreichten Prozentsatz der erreichbaren Punkte anzugeben -
wie deshalb oben bei COSI eingeführt.

80 Parker-Punkte  ><  12 COS-Punkte  ><  60%
85 Parker-Punkte  ><  14 COS-Punkte  ><  70%
90 Parker-Punkte  ><  16 COS-Punkte  ><  80%
95 Parker-Punkte  ><  18 COS-Punkte  ><  90%
98 Parker-Punkte  ><  19 COS-Punkte  ><  96%




Kann man denn einen Wein wohl auch...    




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Neumünster, 13.02.2023     *      Egbert W Gerlich     *     egbert@ew-gerlich.de