Zur

Hydrologie
des Süßwasser-Aquariums

                                                    


Aquaristik:  Die Grundlagen verstehen

1. ANORGANISCHE ASPEKTE

a. Basis-Ionen I
Autoprotolyse
Säuregrad



Autoprotolyse

Das kleinste Bauteil des Wassers, das Wasser-Molekül H2O, welches den Stoff "Wasser" ausmacht, ist eine Verknüpfung von

- einem Atom "Sauerstoff O" mit der Masse 16 

- zwei Atomen "Wasserstoff H" mit der Masse je 1

Wassermolekül

Wasser hat also die Masse 18, die Masseneinheit ist für uns nicht von Bedeutung.

Das Wasserstoff-Atom H besteht aus

- einem positiv geladenen Proton p+ im Kern

- einem (!) negativ geladenen Elektron e- in der Hülle 

Wasserstoffatom

Da beide Ladungen zwar entgegengesetzt sind (sich also gegenseitig anziehen, was die Bindung bewirkt), aber gleich groß, ist das Atom elektrisch neutral.


Im flüssigen Zustand dissoziiert das Wasser, die Moleküle brechen auf und teilen sich in Ionen ("Autoprotolyse"):
Ein H-Atom spaltet sich ab, lässt aber das Elektron e- zurück, so dass es nun nicht mehr elektrisch neutral ist, sondern aufgrund der fehlenden Ausgleichsladung nun das positiv geladenes Kation H+ geworden ist.
Das zurückgebliebene Hydroxid HO- ist wegen des überzähligen e- ein negativ geladenenes Anion
H2O = HO- + H+

Da das H-Atom nun das einzelne Elektron e- verloren hat, besteht das Wasserstoff-Ion nur noch aus einem einzelnen Proton p+
H+ = p+
                                                                                                                                                   

Nun schwirren nicht alle Protonen p+ frei herum, sie verbinden sich sprunghaft und wechselnd mit Hydroxyd-Ionen HO-

zu zusammengeballten Kationen "Hydroxonium H3O+"
H2O + p+  = H2OH+  = H3O+

zu elektrisch ungeladenen Wassermolekülen H2O
HO- + p+ = HO- + H+ = H2O

auch diese verbinden sich, bilden Ringe und zerfallen immer wieder. So sind die meisten Protonen wechselnd angekoppelt; frei aktiv sind - im idealen Wasser in gleicher Anzahl, aber unterschiedlicher Masse -

die Wasserstoff-Kationen H+ mit 1/10ˆ7 [gr/l]
die Hydroxid-Anionen HO- mit 17/10ˆ7 [gr/l]

Zur Vereinfachung - ohne die Vorgänge zu verfälschen -  vergessen wir einfach H3O+ und H2O und geben vor, unser Ionen-Geschwirre bestehe in reinem Zustand aus Hydoxid-Anionen HO- und Protonen p+.
Ich nenne diese Ionen "Basis-Ionen", ihre Anzahl ist gleich, so dass das Wasser elektrisch neutral ist. Im natürlichen Wasser schwirren aber noch viele andere Ionen herum, die in späteren Kapiteln behandelt werden.




Säuregrad

Ein (Un-)Gleichgewicht der Basis-Ionen - aus welchen Gründen auch immer - ist die Ursache für das, was landläufig (wieder nicht ganz korrekt) als Säuregrad bezeichnet wird. In dem bisher angenommenen Fall reinen Wassers sind HO- und p+ in identischer Ladungs-Konzentration, das Wasser ist neutral, hat keine besonderen Eigenschaften.
Wieder einmal vereinfacht: Die Ionen-Konzentrationen beschreiben wir mit zwei dimensionslosen Zahlen,
dem pH-Wert für die Protonen-Konzentration       Kz(H+)   =   1/10ˆpH [gr/l]     >   pH   =  -lg[Kz(H+)]
dem pHO-Wert für die Hydroxid-Konzentration   Kz(HO-) = 17/10ˆpHO [gr/l]  >   pHO =  -lg[Kz(HO-)]

Die Summe von pH und pHO ist 14 [die Definition ist hier nicht von Belang], bei neutralem Wasser also pH = pHO = 7. In realem Wasser sind aber noch andere Stoffe gelöst, so dass sich ein Ungleichgewicht einstellen wird.
Die HO-Konzentration liegt zwischen pHO = 0 (Minimum) und pHO = 14 (Maximum),
wobei pH = 14 (Minimum) bis pH = 0 (Maximum)

Die H-Konzentration liegt zwischen pH = 14 (Minimum) und pH = 0 (Maximum),
wobei pHO = 0 (Minimum) bis pHO = 14 (Maximum)


   

Zumeist wird nur der gegenläufige pH-Wert betrachtet:
Bei pH < 7 herrscht Protonen-Überschuss, das Wasser reagiert (und schmeckt) "sauer" - je kleiner desto mehr.
Bei pH > 7 herrscht Protonen-Mangel, das Wasser reagiert "alkalisch", "basisch" - je größer, desto mehr.
Je weiter die Werte entfernt sind vom Neutralpunkt pH = pHO = 7, desto aggressiver reagiert die Flüssigkeit.

Niedrigerer pH-Wert beschreibt
höhere (!) Protonen-Konzentration –  in 10er-Potenz-Schritten,
niedrigere Hydroxid-Konzentration – in 10er-Potenz-Schritten

höherer pH-Wert beschreibt
niedrigere (!) Protonen-Konzentration – in 10er-Potenz-Schritten,
höhere Hydroxid-Konzentration –  in 10er-Potenz-Schritten,

Noch einmal:
Der pH-Wert gibt die Protonen-Konzentration absteigend an im Bereich von 0 bis 14, der Neutralpunkt ist 7.

pH = 7: Ionen ausgeglichen, Reaktion neutral.

pH < 7: Protonen-Überschuss, Reaktion sauer 
pH << 7: starker Protonen-Überschuss, Reaktion aggressiv sauer.

pH > 7: Protonen-Mangel, Reaktion alkalisch.
pH >> 7: starker Protonen-Mangel, Reaktion aggressiv alkalisch.




Da die Werte dekadisch-logarithmisch definiert sind, bedeutet 
gegenüber pH = 7
pH = 6 die 10-fache Protonen-Konzentration,  pH = 5 die 100-fache,  pH = 4 die 1000-fache.
pH = 8 die 0,1-fache Protonen-Konzentration,  pH = 9 die 0,01-fache,  pH = 10 die 0,001-fache.


Basis-Kathionen     




Die Steuerung der Protonen-Hydroxit-Relation wird erst später besprochen werden, aber das Vorgehen ist jetzt schon klar:                 
Man senkt den pH-Wert, indem man
Protonen hinzufügt bzw freisetzt
oder
Hydroxid bindet

Man erhöht den pH-Wert, indem man
Hydroxit hinzufügt bzw freisetzt
oder
Protonen bindet


 


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Neumünster, 11.12.2022      *      Egbert W Gerlich     *     egbert@ew-gerlich.de