Zur

Hydrologie
des Süßwasser-Aquariums

                                                    


Aquaristik:  Die Grundlagen verstehen

OPTIMIERUNGEN

a. Frischwasser I
Wasserwechsel
Mineralisieren
Mineralwasser



Wasserwechsel

Noch aus grauer Vorzeit, als die Chemie des Aquarienwassers ein "Buch mit sieben Siegeln" war, hat sich in die heutige Aquarienpraxis der Spruch gerettet, wonach "der beste Filter... der Eimer" sei, und natürlich steckt darin eine Menge Richtiges.

Wenn das Wasser über die Maßen verschmutzt ist oder gar verseucht, muss es zumindest teilweise gegen gutes und richtiges Wasser ausgetauscht werden. Dass das Aquarium im Laufe der Zeit verschmutzt (egal, wie gefiltert wird!), ist unvermeidlich; Pflanzenreste und Futter (egal ob mit oder ohne Verdauungs-Umwandlung) lösen sich im Wasser und schwirren als Ionen herum, bis sie beim Wasserwechsel abgeführt werden. Ob der Fischbesatz hoch ist oder nicht, ändert dies nicht prinzipiell, sondern bedingt nur das Wechselvolumen, nämlich wieviel des Aquarienvolumens ersetzt werden sollte. Man wechselt
- am besten bei Leitwert-Erhöhung
- oder aber zumeist periodisch.
Über das "Wie oft" und "Wieviel" streiten sich die Geister. Bei praktisch identischem Frischwasserverbrauch sind - so zeigt die folgende Grafik - die Ergebnisse doch sehr unterschiedlich und damit die Auswirkungen für die Lebewesen. Je weniger sprunghaft sich das Wasser verändert, desto besser. Verglichen werden diese Fälle:





Es scheint sich durchzusetzen, über Schlauchadapter direkt - sogar ohne Aufheizung (?!?) - aus der Hauswasserleitung einfach nachzufüllen. Selbsternannte "Experten" schreiben, alle vierzehn Tage die Hälfte des Wasser zu ersetzen - aus der Wasserleitung. Ob diese Mengen nötig sind, erklärt das LW-Messgerät, die Periodizität wird vom Leistungswillen des Aquarianers bestimmt.

Zunächst ist zu beachten, dass der Verdunstungsverlust nur mit demineralisiertem Wasser auszugleichen ist, um Aufhärtung zu vermeiden.

Wie die Grafik verdeutlicht, ist es weitaus besser, häufiger und jedesmal weniger auszutauschen.

Das Wichtigste: Es ist das richtige Wasser hinzufügen - das, welches dem Biotop entspricht.



Mineralisieren


Nun wissen wir aber:
Leitungswasser
 ist keimfreies Trinkwasser, aber
kein Aquarienwasser


Die Ionen-Strukturen einiger Stadtwässer wurde schon gezeigt:



Der Mineralgehalt des vorliegenden "Basis-Wassers" muss ergänzt werden!

Dazu stehen uns handelsübliche Salze zur Verfügung, die, im Wasser aufgelöst, wunschgemäß dissoziieren und Struktur-Lücken auffüllen. Das sind Salze, welche die fehlenden Ionen bilden:
Ca++, Mg++, Na+, K+, SO4--, Cl-, HCO3-
nämlich
CaSO4, CaCl2, MgSO4, MgCl2, Na2SO4, NaCl, NaHCO3, K2SO4, KCl, KHCO3

Leider stehen Hydrogencarbonate der Erdalkali nicht zur Verfügung, weil sie in fester Form nicht existieren, sondern bei Wasserentzug zu den Carbonaten CaCO3 bzw MgCO3 zerfallen. Ebenso sind die Erdalkali-Oxide, CaO und MgO, nicht verwendbar, weil sie nicht wunschgemäß dissoziieren.
Die folgende Tabelle zeigt, in wieviele Milligramm der Ionen-Massen jeweils ein Gramm des Salzes dissoziiert: 

Dissoziierung ausgewählter Salze
in Ionen [mg/g]


Ca++Mg++Na+K+SO4--Cl-HCO3-
CaSO4294706
CaCl2360640
MgSO4200800
MgCl338662
Na2SO4324676
NaCl393607
NaHCO3274726
K2SO4455545
KCl530470
KHCO3396604


Damit können wir ein einfaches Tabellenprogramm erstellen für jede Mineralisierung (ich vermeide die Ausdrücke "Aufhärtung", "Aufsalzung") jeden Wassers, um die Gessner-Struktur zu realisieren. Hier ist das Herzstück meines Programmes abgebildet, wo zur Simulation die blauen Werte eingegeben werden und in der grünen Zeile die Annäherung an eine Soll-Vorgabe (rot, hier das Gessner-Wasser) errechnet wird. Es sind noch einige weitere Salze einsetzbar, was hier noch nicht interessiert. Zu beachten ist, das die Salze, bei denen in der ".k"-Spalte ein Eintrag steht, kristallines Wasser enthalten, das herausgerechnet wird.

Den vollständigen
OpTeMa-Struktur-Rechner,
der noch weitere - hier nicht gezeigte - Auswertungen (Härte, Leitwert, Relationen)
und Simulationen (Stadtwasser, weitere Gewässer) enthält,

 

stelle ich jedem Interessenten gerne zur Verfügung.        

Noch einige Anmerkungen:

Nicht bewährt hat sich der Rückgriff auf Verbindungen, die dann gleich den Pflanzendünger beinhalten, also Nitrate und Phosphate, obwohl damit die Erdalkali elegant zugeführt werden können. Die notwendige Düngerzugabe ist eben anders zu steuern als die Grund-Mineralisierung.

Die rote Soll-Zeile "Gessner10" als Zielsetzung kann durch andere Gewässer (zB Amazonas, Mississipi, Malawi ) ersetzt werden.

In der ersten Zeile "Osmose" wird das Basis-Wasser (zB Stadtwasser gem Analyse) eingegeben, welches mineralisiert werden soll - hier ist es Osmose-Wasser, das als deminieraliert angenommen wird.

Die Zeile "GerolM" enthält ein Mineralwasser, das die Salz-Zugabe ergänzt (s.u. - vgl auch Krause "Wasser" S 140f) - es kann ersetzt werden.

Als Beispiel (in blauen Zahlen) ist enthalten die Rezeptur für Gessner-100.

Mineralwasser

Mit den genannten Salzen ist es augenscheinlich nicht möglich, demineralisiertem Wasser die Gessner-Struktur zu verleihen, da die Erdalkali-Hydrogenkarbonate nicht als trockene Substanz existieren; es müssen Flüssigkeiten eingesetzt werden, in denen sie enthalten sind.

Dazu ist eine Vielzahl von Mineralwässern verfügbar. 



Der verlinkte Mineralienrechner umfasst die Struktur-Daten von weit über tausend Produkten.



Geeignet ist ein Mineralwaser, das über einen hohen Gehalt an Calcium-, Magnesium- plus Hodrogencarbonat-Ionen verfügt, also hart und hoch mineralisiert ist; hohe Anteile an Alkali- oder Schwefel-Verbindungen sind weniger zweckmäßig. Für das Mineralisieren von Osmose-Wasser hat sich sehr bewährt das

"Gerolsteiner Medium"

        



Anders mag es aussehen, wenn ein vorhandenes Leitungswasser als Basis-Wasser zu optimieren ist oder eine Ausnahme-Struktur erreicht werden soll. Mit dem oben vorgestellten Tabellenprogramm sind alle Simulationen machbar.

Noch eine Anmerkung: Bei größeren Frischwasser-Mengen, bezogen auf das Aquarienvolumen, darf der CO2-Gehalt nicht außer Acht gelassen werden!


Man lasse sich von lächelnden Aquarianer-Kollegen nicht ins Bockshorn jagen!
 

zurück                                                        eMail                                                        weiter

Neumünster, 15.02.2024      *      Egbert W Gerlich     *     egbert@ew-gerlich.de