1. Wer nur die Gesamtverbräuche betrachten, also nicht nach Lang- und Kurzfrist unterscheiden will, lässt das Kernstück der VA-Dispo,
nämlich BESSI, völlig unberücksichtigt. Dadurch wird der
deterministische Einfluss eliminiert, und es wird nicht der SG
erreicht, der sich mit der deterministischen (!) Disposition der
Langfristbedarfe insgesamt einstellt.
Bei BESSI handelt es sich um die integrierte Kombination der beiden konventionellen Dispositionsmethoden - nicht nur um eine statistische Fragestellung!
2. Will man
Sicherheitsbestände herausrechnen, um eine Vergleichbarkeit mit den
üblichen Prognoseverfahren zu ermöglichen, die an sich ja nur einen
Bedarfswert mit ungenügender Wahrscheinlichkeit auswerfen, dann kappt
man die wichtigste Funktion von JESSI, nämlich die Zusammenfassung von Bestands- plus Sicherheitsprognose.
Wer JESSI gerecht werden will, muss vielmehr, statt etwas
herauszurechnen, in die konventionellen Bedarfsprognosen (zB X- oder
M-Glättung) etwas hineinrechnen, nämlich den gesondert zu errechnenden
Sicherheitsbestand hinzufügen. Für den Dispositionsvorgang sind die
Sicherheitsbestände als singuläre Daten völlig irrelevant, es zählt nur
der zu erwartende Gesamtbedarf. Man kann auch nicht einfach dispositiv
den Sicherheitsbestand reduzieren, weil die Bevorratung für vermutete
Aufträge inclusive Sicherheit erfolgt.
3a. Sinn von JESSI ist es gerade, stochastische Überschneidungen
(ich nenne das "Verschmierungen") zu reduzieren, deshalb gibt es auch
keine Mehrfach-Glättungen. Die dynamische Aufsummierung von
Verbrauchsdaten über einen bestimmten Zeitraum (WBZ) führt zu einem
festen eindeutigen Wert, der keineswegs geglättet ist. Ist das Quantil
ein Glättungs-Wert?
Addiert man zB die Ausgaben der letzten 5,
10, 14, 20 Tage, dann beantwortet sich die Frage, wieviel Geld in den
letzten 5, 10 etc Tagen ausgegeben wurde; das ist ein reales, diskretes
Datum. Die Wiederholung morgen, übermorgen, nächste Woche ergibt neue,
wiederum reale und ungeglättete Werte über andere 5, 10 etc Tage. Erst
wenn man einen Durchschnittswert wissen will (wie hoch sind die
Ausgaben pro Tag?), greift man zur Glättung - exponell oder gemittelt.
JESSI will aber gar keinen Durchschnitt wissen und ermittelt deshalb auch keinen - auch nicht Median oder Mittelwert.
Die heranzuziehenden Verbrauchswerte können sich auf Stunden,
Schichten, Tage, Wochen beziehen, und die Summation erfolgt dynamisch
über den Zeitraum der spezifischen WBZ.
Bei den konventionellen Methoden werden kalendarische Perioden fixiert,
in welche die Einzelwerte bei Periodenabschluss fest hineinsummiert
werden, und über diese Perioden und für eine Periode erfolgt die
Durchschnittsberechnung durch eine Glättung. Bei JESSI werden zu jeder
Bedarfsrechnung die WBZ-Perioden dynamisiert, gleitend verschoben.
3b. Im nächsten Schritt bestimmt JESSI den Wert, der x Prozent (nämlich Beta-Servicegrad) des Beobachtungszeitraumes abdeckt,
und setzt ihn in den Planbedarf. Konventionell wird hingegen geglättet,
also geeignet ein Durchschnitt ermittelt, welcher auf die WBZ
hochzurechnen ist (MW * WBZ)! Dazu muss aber zwingend - und das wird
zumeist schamhaft verschwiegen -
3c. eine Sicherheit als
Mehrfaches der Standardabweichung hinzugefügt werden. Durch dieses
Mehrfache soll der Bereich zwischen StdAbw (bzw
MAD) und SG-Quantil abgedeckt werden, und dieser Bereich ist
verteilungsabhängig! Der aus Tabellen entnehmbare Sicherheitsfaktor
gilt für die Normalverteilung und muss schiefen Verteilungen, wie sie
in der Materialwirtschaft häufig auftreten, angepasst werden. Das aber
setzt eine aufwendige Verteilungsanalyse voraus.
Die üblichen konventionellen Verfahren fußen also auf zwei unabhängigen und unterschiedlichen Statistik-Berechnungen: Bedarf und Sicherheit. JESSI bildet die Integration beider Berechnungen.
4. Die dritte
Zielsetzung von JESSI war nach Vereinfachung des Verfahrens und nach
Zusammenfassung der beiden statistischen Verfahren die bessere
Berücksichtigung schiefer Verteilungen,
ohne den Aufwand einer Verteilungsanalyse zu betreiben. Es scheint so,
als würde JESSI auch damit deutlich besser fertig werden.