Religion: Im Disput mit Zeugen Jehovas      3.Teil                    

 

Der
Name Gottes,
den Er selbst den Juden mitgeteilt hat,
ist weitestgehend vergessen.

Es ist den Zeugen Jehovas hoch anzurechnen und zu danken, dass sie auf Gottes von ihm selbst offenbarten Namen hinweisen und ihm die erforderliche Aufmerksamkeit einfordern und schenken, nachdem viele Generationen ihn haben in Vergessenheit geraten lassen.
Es ist äußerst bedauerlich, dass Klang und Aussprache des Gottesnamens verloren gegangen sind, weil sich die Juden in ihrer Gottesangst statt Gottesehrfurcht wohl nicht einmal im Gottesdienst getrauten, seinen auf den Schriftrollen fixierten Namen auszusprechen - der mittelalterliche „leibhaftige Gottseibeiuns“ lässt grüßen...

Die vielen Bibelausgaben, die an einer Textstelle, in der nachweislich das Tetragrammaton geschrieben war, eine Umschreibung (ho kýrios, der Herr, der Ewige etc) benutzen, übersetzen ganz einfach nicht korrekt; hier sollte grundsätzlich das analoge Tetragramm „JHWH“ benutzt und die Aussprache dem Leser überlassen werden. Statt JHWH kann aber auch „Jahwe“ oder „Jehova“, wie in der NW-Übersetzung, geschrieben werden, wobei man allerdings die betreffende Übersetzung ganz unnötig einem kleinlichen Aussprachestreit aussetzt.

Aus der Brockhaus-Enzyklopädie

Jehova, um 1100 im Anschluss an den Bibeltext der Masoreten aufgekommene Lesart des Gottesnamens JHWH (Jahwe)...Da der hebr. Text ein Wort nur durch die Konsonanten fixierte, legte man durch die nachträgliche Einfügung von Vokalen die Lesart fest. JHWH wurde dabei mit den Vokalen von Adonai … verbunden, wobei die Masoreten >e< statt >a< vokalisierten. Die ältere Lesart >Jahwe< wird … durch die Samaritaner, bei denen die Aussprache des Gottesnamens üblich war, bestätigt.“

1. Die Aussprache "Jahwe" ist hiernach am ursprünglichsten.

Jahwe, seit dem 12.Jh. auch als Jehova gelesen, wahrscheinlich heißt J. urspr. >Er ist< oder >Er erweist sich< (entsprechend der Umformung…. >Ich bin [werde sein], der ich bin [sein werde]<) … Spätestens seit dem 1.Jh. n. Chr. vermeiden die Juden das Aussprechen des Namens J. und lesen stattdessen Adonai (hebr. >mein Herr<)...“

2. Die Deutung von JHWH als „Ich werde mich erweisen, als der ich mich erweisen werde“ wird bestätigt, 
3. Der Abschluss der ganz sicher über einen längeren Zeitraum einfließenden „Adonai-Umstellung“ wird auf „spätestens ...(das)… 1.Jh.“ fixiert.
4. Die Aussprache des göttlichen Namens zwar, nicht aber seine Niederschrift wurde vermieden.

Der fragliche Zeitpunkt oder - besser: - Zeitraum, wann die JHWH-Aussprache vermieden wurde, ist durchaus zwar nicht unbedeutend, führt aber letztlich nicht weiter:

Falls sich die Aussprache-Scheu der Juden (und nur darum geht es, nicht um die Schreibweise!) erst lange nach der Fixierung der Griechischen Schriften endgültig durchgesetzt haben sollte - also entgegen Brockhaus erst im 2. oder 3.Jh. -, wäre verwunderlich, dass die bereits deutlich vom Judentum distanzierte katholische Kirche diese Scheu übernommen haben sollte – und das wieder einmal ohne jeglichen Streit stets streitbereiter Theologen.

Setzte sich die JHWH-Umschreibung kurz nach den Griechischen Schriften durch, war die Umschreibung mit „Kýrios“ zudem auch noch äußerst fahrlässig, war dieser doch bereits als Christos-Titel eingebürgert. 

Erfolgte die Umschreibung hingegen vorher, ist zu fragen, wieso dem Christos ein Titel zugeschrieben wurde, der bereits als JHWH-Umschreibung verwendet wurde. Völlig unbeabsichtigt war dies dann wohl kaum.

Ab wann immer also "JHWH" als "kýros" gesprochen und dann geschrieben wurde, das Einssein "kýros = Gottvater" und "kýros = Gottsohn" ist sichtbar.
  
"Korrektur" der Christlichen Schriften
Ein noch so gut begründetes Einschieben des Gottesnamens in die Christlichen Griechischen Schriften ist wissenschaftlich nicht haltbar, solange dies nicht durch älteste Abschriften belegt ist - und dazu verweist auch der NW-Anhang nicht auf eine einzige Stelle. Das gilt auch dann, wenn in mündlicher Rede direkt aus den Hebräischen Schriften zitiert wird, wissen wir doch nicht, wie gesprochen wurde. Und falls der Name JHWH in Christi Umgebung im Alltag nicht mehr ausgesprochen wurde, dann kann ihn auch Jesus nicht ausgesprochen haben, ohne Protest auszulösen (ein solcher wird nicht berichtet!). Auch Paulus hat sicherlich so gesprochen und gelesen, wie es üblich und verständlich war.

Mit jeglicher „Korrektur“ ist die Gefahr des Verfälschens gegeben, was genauso für die These gilt, „ho theós“(mit Artikel) und „kýrios“(ohne Artikel) stehe für "JHWH" – selbst die NW-Übersetzer haben sie nicht vollständig durchsetzen können (zB Apg 13:46 mit 13:47 und 13:48) („Zur NW-Übersetzung“) .

Ob Jesus in der Synagoge beim Vorlesen der Schrift JHWH als „Adonai“ oder als „Jahwe/ Jehova“ aussprach, dürfte kaum feststellbar sein und wird auch durch forsches Behaupten nicht klarer. Das geschriebene Tetragramm besagt eben nicht die allgemeinübliche Aussprache des Gottesnamens, verlangt allerdings die direkte, eindeutige und unmissverständliche Übertragung, wobei die Lesart, da kaum beweisbar, durchaus offenbleiben kann. Dem genügt am einfachsten die Schriftform "JHWH".

Auch unter den Aposteln ist offensichtlich Gott Vater nicht regelmäßig als „JHWH“ bezeichnet worden. In 2.Kor 1:1-2), lesen wir nicht etwa - was die Umschreibungsthese stützen könnte - „Kyrios“(Herr), sondern „Theós“ (Gott - mit und ohne Artikel) und „Patrós“(Vater):

- „Paulus, (ein) Apostel Christi Jesus durch den Willen Gottes [ohne Artikel!], und
- Timotheus, der Bruder der Versammlung des [bestimmter Artikel!] Gottes, ...
- Friede von Gott [ohne Artikel] Vater unser und (von) Herrn [ohne Artikel] Jesus Christus“

Ganz abgesehen davon, dass nicht „Willen des Gottes“ (da wohl JHWH gemeint) bzw „seinen Willen“(falls Christus gemeint) steht, wäre gerade im Segenswunsch „JHWH“ zu erwarten (sofern der Gebrauch selbstverständlich und üblich gewesen sein sollte) oder, wenn später redigiert wurde, "Kýrios". Wer also an der These festhalten will, in der Urkirche sei selbstverständlich der Gottesname ausgesprochen und das Tetragramm geschrieben worden, muss die einfache Kýrios-Verfälschung durch zusätzliche Titel erweitern. So ist die Bezeichnung „Gott Vater“ in den Christlichen Griechischen Schriften nicht selten, und es ist angesichts der Wortwahl im Satzgefüge sicher auszuschließen, dass dieser Begriff später als eine weitere (zum „Kýrios“) JHWH-Umschreibung gedient haben könnte. Auch die Apostel stellen die Anrede als Vater in den Mittelpunkt.

Welche Bedeutung hat das alles? Mit den „Korrekturen“ kann man eine Verschwörung nicht beweisen wollen, welche gerade deren Anlass sein soll, hingegen betreibt man genau dieselbe Verfälschung, die korrigiert werden soll. Der unendlichen Majestät ein Beleidigt-Sein unterstellen zu wollen, wenn sie nicht JHWH genannt wird, ist – gerade eingedenk der vielen JHWH-Titel in den Schriften – sicher etwas kleinlich gedacht.

Das akribische Bestehen auf den Namen JHWH auch dort, wo er nicht überliefert worden ist, sondern nur vermutet, ist dann und nur dann sinnvoll (und notwendig), wenn man Unterschiede zwischen Vater und Sohn herausstellen will und verhindern, dass dem Sohn ganz unverdient Ehre des Vaters zukommt („Zur Trinität“). Getragen sein dürfte dieser Aufwand von dem Versuch der Zeugen Jehovas, den Sohn, der eins ist mit dem Vater, aus dem Zentrum zu rücken und den Blick auf JHWH zu focussieren. Vater und Sohn gegen einander ausspielen zu wollen, entspricht aber gerade nicht deren "Eins-Sein", es konterkariert das unterstützungswerte Bestreben, den Namen Gottes zu verehren.

Das kämpferische Herausstellen der Gottesnamens führt zur Missachtung der Vater-Sohn-Beziehung.

Was lehrt uns Jesus?
Die alten Juden mussten darlegen, wer „ihr Gott“ war, ihn benennen, denn es „gab“ ja viele um sie herum. Später wussten alle, dass es nur einen gibt; die Ehrerbietung vor Gott überwog die unterscheidende Benennung. Trotzdem war allen der Name JHWH bekannt (man wusste sehr wohl, was man nicht aussprechen sollte), auch Jesus musste dieses Wort nicht offenbaren. Hingegen verkündete er seinen Jüngern (Mt 6:1ff)

„... euer Vater, der in den Himmeln ist, … euer Vater … der Gott der Vater von euch“,

und dann (Mt 6:9) folgt mit aller Vollmacht 

So deshalb sollt ihr beten: Vater unser, der in den Himmeln...“. 

Jesus lehrt seine Jünger nicht, „den Gott“ mit „JHWH“ anzusprechen, nicht mit „Herr“, nicht mit „Ewiger“, sondern auch sie, auch wir (?!) sollen und dürfen ihn liebevoll „Vater“ nennen. Im Röm 8:15 lässt Paulus uns rufen „Abbá der Vater“.

Warum nicht „Jehova“? 
Welche Bedeutung hat dieses Wort, seit der Sohn bei uns gewesen ist? 
Hat der Sohn den - längst bekannten und allen geläufigen - „Namen“ des Vaters verkündet?
Oder hat er uns vielmehr dessen Wesen gezeigt, dessen Wollen verdeutlicht ? 
Sollen wir vielleicht liebevolle Kinder sein statt nur gehorsame Diener? 
Ist das etwa der Neue Bund?

Katholische Liturgie
Wenn in der katholischen Liturgie (und nur darauf bezieht sich die betreffende vatikanische Weisung) weltweit einheitlich (und darum dreht es sich) wie in den letzten zumindest anderthalb Jahrtausenden „JHWH“ als „Herr“ zu sprechen ist, dann geht es nicht um „Unterbindung des … Gottesnamens“, sondern es dürften vier plausible, wenngleich nicht unbedingt zwingende Gründe maßgeblich sein: 

Die Heiligung des Gottesnamens
Der weltweit überwiegende Gebrauch
Die Achtung vor der jüdischen Tradition
Die Unkenntnis der Aussprache

Der Titel "Herr = dominus = kýros" ist dem jüdischen „Adonaj“ angelehnt, allerdings ist im deutschen Judentum „der Ewige“ verbreitet. Vielleicht würde uns Christen "Vater" eher geziemen. Die päpstliche Weisung dürfte darauf abzielen, sich abzeichnende innerkirchliche Konflikte und Konflikte mit den „älteren Geschwistern“ zu vermeiden. Trotzdem ist niemandem verboten, den Gottesnamen JHWH angemessen zu gebrauchen - meinen persönlichen Empfindungen entspricht die vatikanischeWeisung eher nicht. Aber wie oben dargelegt, erscheint die Namensfrage nicht von primärer Bedeutung, und die inzwischen traditionellen „lieber Gott, Gottvater, Himmelsvater, Vater im Himmel“ dürften kaum auf göttliches Missfallen stoßen, hat doch Jesus gelehrt:

Wann immer ihr betet, so sprecht: 'VATER...' “
(Lk 11:2)


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Neumünster, 16.09.2009      *      Egbert W Gerlich     *     egbert@tasar-org.de