Religion:
Im Disput mit Zeugen Jehovas
11.Teil
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"... seine Brüder Jakobus und Joseph und Simon und Judas? Ältere Halbgeschwister oder Verwandte Dass Josef und Maria gemeinsame (!) Kinder gehabt haben sollen, geht aus der Bibel in keiner Weise hervor - eben auch nicht aus obiger Aufzählung -, da die Griechen bekanntlich nicht zwischen Geschwistern und Halbgeschwistern unterschieden haben. Schon die Septuaginta nennt die vielen Halbbrüder Josephs ganz einfach "adelphoi" = Brüder. Auch wir heute machen üblicherweise einen derartigen Unterschied nicht, wie wir in den "Patchwork-Familien" sehen können - es sei denn, wir wollten gezielt darauf hinweisen. Im griechischen Sprachgebrauch können die Brüder und Schwestern sogar Cousins und Cousinen gewesen sein. Eindeutig sind diese Stellen also keinesfalls; zur Deutung bleiben nur Inspiration und Spekulation.
Da soll den beiden auserwählten Eheleuten Josef und Maria trotz direkter Einwirkung von Engeln die Größe und Einmaligkeit der Menschwerdung des göttlichen Logos so wenig bewusst gewesen sein, dass sie ohne jede Scheu vor dem Eingriff des Göttlichen zur Tagesordnung übergingen und fröhlich ein halbes Dutzend Kinder in die Welt setzten - solche Kaltschnäuzigkeit mag man zwar unterstellen können, doch aus den Schriften geht das nicht nur nicht hervor, sondern es erscheint eher unwahrscheinlich: 1. Als der Knabe Jesus in Jerusalem verloren geht (Lk 2:42ff), behindern keine noch kleineren (!) Geschwister die tagelange Suche (Lk 2:46). Und ist wirklich die berichtete jährliche Wallfahrt nach Jerusalem (Lk 2:41) mit mehreren Kleinkindern und gar Säuglingen anzunehmen? 2. Wenn nun Maria weitere Söhne gehabt haben sollte, wäre die „Adoption“ des Apostels Johannes unterm Stauros (Joh 19:26f) absolut gegenstandslos, denn selbstverständlich verantwortet der nächste Sohn die Versorgung seiner Mutter. Wo war aber der, wo die anderen drei? Wegen Unglaubens ausgeschlossen aus der gesetzlichen Fürsorge - das ist sehr weit hergeholt; man darf wohl annehmen, der Evangelist Johannes hätte eine solche Besonderheit erklärt, wie er es auch mit der Vorhersage vom Tod des Petrus machte. Hingegen werden die Brüder schon gleich nach der Himmelfahrt Jesu unter den Jüngern erwähnt (Apg 1:14) - eine gar plötzliche Bekehrung hingegen nicht. Und hätte Jesus eine solche wirklich nicht vorhergesehen? Allein nach diesen beiden Gesichtspunkten wird man weitere Kinder Marias getrost ausschließen können. Die
"Brüder" Jakobus und Judas stießen wohl erst nach der Auferstehung Jesu zu der
christlichen Gruppierung in Jerusalem und spielten eine gewichtige
Rolle in der Verkündigung des Evangeliums. Es ist sehr plausibel, ihnen
den Jakobus- bzw Judas-Brief zuzuerkennen, in denen sich beide
vorstellen als "doulos = Knecht" Christi, nicht als Bruder Christi,
obwohl ja beide auf eine Autorität als Apostel, die sie ja nicht waren,
verzichten mussten: "Jakobus, Gottes und Herren Jesu Christi Knecht" (Jak 1:1)
"Judas, Jesu Christi Knecht, Bruder aber (!) Jakobi (= des/von Jakobus)" (Jud 1:1) Nicht
"Bruder Jesu Christi"! Judas macht es mit seinem "dè = aber, hingegen" unübersehbar, zwar Bruder des Jakobus, aber eben nicht Jesu, sondern nur Knecht Jesu
zu sein. Ihnen war offensichtlich klar, nicht leiblich mit Jesus
verwandt zu sein. Wer also nicht bestreitet, dass die Verfasser der
beiden Briefe "seine Brüder" gem o.a. Mt 13:55 waren, kann sie logisch
nicht als leibliche Brüder Jesu bezeichnen. Das "Gottes und Herren Jesu Christi Knecht" des Jakobus ist an anderer Stelle nicht unbedeutend (Zur Trinität). Es sollte auch nicht übersehen werden, dass keiner der beiden sich "Zeuge JHWHs" nennt. Der
Pflegevater Wo
war Josef? Während des öffentlichen Auftretens Jesu fehlt
er vollständig. Weder versucht er, seinen Sohn zu beeinflussen
noch sorgt er für seine Ehefrau, was von einem auserwählten
Familienversorger
doch wohl zu erwarten ist. Dass ihn seine Frau Maria einfach verlassen
haben könnte, erscheint angesichts ihrer augenscheinlich unveränderten
Ehrwürdigkeit undenkbar.
Jungfräulichkeit Dass Maria weitere Kinder gehabt hat, wird von den Schriften überhaupt nicht belegt, hingegen beschreiben schon sehr frühe (nicht-biblische) Darstellungen in aller Konkretheit das Wunder einer auch nach der Geburt Jesu andauernden unverletzten Jungfräulichkeit Mariens. Die lapidare Feststellung, Josef und Maria hätten in Nazareth Kinder miteinander gehabt - wohl weil sie ein eheliches Geschlechtsleben geführt haben müssen -, entspricht zwar heutigem Zeitgeist, bleibt aber eine simplifizierte, völlig ungesicherte Spekulation, die jegliche elementar-natürliche Gottesfurcht der Eheleute ganz einfach ausschließt.
Das
"nicht erkannte er sie, bis sie geboren hatte einen Sohn" (Mt 1:25)
sagt über das weitere Eheleben nichts aus, weil das "héoos
= bis" lediglich den Betrachtungszeitraum begrenzt. Das weitere
ist nämlich in diesem Zusammenhang, eben dem der göttlichen Zeugung,
völlig unerheblich; der
Evangelist schweigt sich da einfach aus. Wer mag, darf trefflich
phantasieren, aber das Bestreben, die einmalige Besonderheit der
Jungfrau Maria
zu nivellieren und zu negieren, darf nicht zu völlig unbewiesenen
Behauptungen führen. Jedenfalls ist Maria ganz zweifelsfrei eine
herausgehobene Persönlichkeit der Heilsgeschichte, denn
"von jetzt an werden selig preisen mich alle Geschlechter" (Lk 1:48)
(Nur
zur Vollständigkeit und ausdrücklich nicht kontrovers zu den Zeugen Jehovas)
Offenbar galt Jesus richtigerweise gar nicht als „Rabbi“, wenn er auch aus Höflichkeit oft so angesprochen wurde. Und
eine Ehe nach der Auferstehung anzunehmen, ist - nach historischen Maßstäben - einfach grotesk...
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