Religion: Im Disput mit Zeugen Jehovas      4.Teil                    

 

Die
Trinitätslehre
besagt ausdrücklich, 
dass Vater, Sohn und Hl Geist nicht dieselben Personen, 
sondern desselben Wesens sind. 

Zur Klarstellung: 
Es geht in keiner Weise um die Frage, ob JHWH und Jesus Identitäten seien, sondern ob der Sohn das „gleiche Wesen“ hat wie der Vater. Es wird auch von den "Trinitariern" nicht behauptet, dass „ho lógos“ identisch sei mit „ho theos“, sondern beide werden jeweils als „Personen“, als Wirkformen der einen Gottheit gesehen. Es ist völlig eindeutig, dass "in den gesamten Christlichen Griechischen Schriften ... es nicht möglich (ist), Jesus mit Jehova gleichzusetzen, als wären sie ein und dieselbe Person." Hier ist alles Disputieren überflüssig. Es geht darum, dies als Offenbarung anzunehmen oder abzulehnen:  

Gott ist nicht nur Person, sondern Beziehung in sich.

In Beziehung zum Menschen getreten ist er in drei Personen göttlicher Wesenheit - eben als Vater, als Sohn und als Beistand. Diese Lehre entzieht sich zweifellos menschlicher Vorstellungskraft, aber ebenso auch menschlicher Erfindungsgabe - wie das Wesen Gottes überhaupt.

Göttlichen Wesens
Im Prolog des Johannes-Evangeliums wird der Logos als „theós“, als „Gott“ geoffenbart, der von Anfang an bei „ho theós“, bei „dem Gott“ war. Hier werden „theós“ und „ho theós“ zusammengefügt, ohne die Unterscheidung aufzuheben. Ob nun „theós“ im Deutschen als „Gott“ oder „ein Gott“ übersetzt wird, ist von untergeordneter Bedeutung, sofern der unbestimmte Artikel „ein“, der ja eine Eindeutigkeit übergeht, nicht mit dem Zahlwort „Eins“ verwechselt wird. Denn der unbestimmte Artikel besagt weder, dass es nur einen einzigen gibt, noch dass es mehrere gibt - es bleibt eben unbestimmt: Ein Löwe ist "ein Löwe", ob es noch viele gibt oder er der einzige ist. Deshalb könnte das Fortlassen des Artikels eindeutiger sein: 


"Am Anfang war der Logos, und der Logos war bei dem Gott, und Gott war der Logos";
... und (in seinem Wesen) Gott, göttlicher Wesenheit war der Logos.

Dass es extrem gefährlich ist, Regeln, die man vergangenen Sprachen zugewiesen hat, für die Definition des Textgehaltes zu verwenden, wurde schon dargelegt („Zur NW-Bibel“). Das ist hier wohl unstrittig, zu betonen bleibt aber, beide in ihrer Eigenständigkeit zusammengefügt zu erkennen. 

Die Wesensgleichheit dieser „Personen“ (es gab leider keine passendere Vokabel für diese neue Erkenntnis- / Offenbarungsstufe) zieht sich unübersehbar durch die griechischen Schriften (besonders das Johannes-Evangelium, aber auch die Paulus-Briefe, zB Phil 2:5,6): Der Logos ist (ein) Gott, der Sohn ist eins mit dem Vater, Christus war von gleicher Form / Gestalt („morpheé“) wie Jehova, der Sohn steht über dem Gesetz etc. Er ist offenbar der Einzige neben dem Vater, der das Leben „aus sich heraus“ hat. Ihm ist alle Gewalt gegeben, er hat als einziger den Vater gesehen, nur er kannt den Vater etc.

Paulus hebt hervor (Phil 2:5), dass der Sohn, obwohl eben „Sohn“, gleichen Wesens, gleicher Ebene, nicht die Macht an sich gerissen hat, nicht revoltiert hat, sondern sich in seiner Beziehung zum Vater diesem vollständig und vorbehaltslos untergeordnet hat, er sich in das göttliche Beziehungssystem eingefügt hat.

Bei Jakobus finden wir  (Jak 1:1) die Bezeichnung "Gottes und Herren Jesu Christi Knecht", aus der sehr wohl auf unseren "Gott und Herrn Jesus Christus" geschlossen werden kann. Manche Übersetzer - natürlich auch NW - fügen (einen) bestimmte(n) Artikel ein für den Sinn "ein Knecht des Gottes JHWH und des Herrn Jesus Christus", obwohl es dem Original ganz einfach nicht entspricht. Also "Knecht des Vaters und des Sohnes" oder "Knecht des Sohnes"? Zum Vergleich: Es nennen sich

Judas:  "Jesu Christi Knecht" (Jud 1:1),
Paulus: "Knecht Jesu Christi" (Röm 1:1), "Knecht Gottes, aber Gesandter Jesu Christi" (Tit 1:1),
 "Gesandter Christi Jesu" (1.&2.Kor, Eph, Phil, Kol, 1.&2.Tim, jeweils 1:1),
 "Gefangener Jesu Christi" (Philemon 1:1),
 "Gesasndter...nicht durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus und Gott Vater" (Gal 1:1),
Petrus: "Gesandter Jesu Christi" (1 Pe 1:1), "Knecht und Gesandter Jesu Christi" (2.Pe 1:1)
Johannes: "Jesu Christi...Knecht" (Off 1:1)

Warum eigentlich nennt sich keiner "Zeuge JHWHs"? Stets gilt der direkte Bezug Christus, einmal (Tit 1:1) in Verbindung mit "Knecht Gottes" (wobei, wenn auch ohne bestimmten Artikel, wohl Gottvater gemeint ist, obwohl im Griechischen das "dè = aber" nicht nur einen Gegensatz darstellen kann, sondern ebenso Bekräftigung, Präzisierung). Es wäre also keineswegs abwegig, Jakobus als "Knecht von Jesus Christus, Herrn und Gott," anzusehen.
In Gal 1:1 stellt Paulus die Autoritäten "Jesus Christus" und "Gott Vater" als Gemeinsamkeit nebeneinander, einen Gegensatz von "Gott" und "Christus" kann man also keinesfalls ablesen.
  

Nur mit Mühe umgehen kann man das eindeutige Bekenntnis des Thomas (Joh 20:28) "Der Herr mein und der Gott mein (= mein Herr und mein Gott)" - ein Bekenntnis, welches dem Evangelisten Johannes offenbar sehr wichtig war. Kann man das wirklich mit gutem Gewissen auf JHWH beziehen - etwas als unüberlegten Schreckens-/Erstaunensausruf (wie das schreckliche "O Gottogott!") - oder gar aufteilen im Sinne von "mein Herr Jesus und mein Gott JHWH"?
   
Nehmen wir doch Jesu Eigenbekenntnis, dafür geben das beste Zeugnis die führenden Juden selber ab: 

Sie verurteilen ihn wegen Gotteslästerung zum Tode, da er sich auf die Ebene Gottes stelle, und veranlassen seine Hinrichtung.
  
Jesus hat sich offensichtlich als göttlich geoffenbart.

  

Eingeboren / Einziggezeugt
Christus ist nicht nur der erstgeborene, sondern der „ein(zig)geborene“ Sohn, es gibt sonst niemanden gleicher Natur - auch nicht die Engel, die durch ihn erst erschaffen wurden. Deshalb heißt es im Nicäischen Glaubensbekenntnis „gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater“. Als Sohn ist er von anderer Natur als die Engel, eben eins mit dem Vater, den er als Einziger kennt. Dieses „Einssein“ ist anders als ein Einssein mit seinen geliebten Jüngern, die untereinander eins sein sollen (vgl Teilhard de Chardin: „Christossphäre“), wie er eins ist mit seinem Vater, nicht mit den Engeln.

Eine sorgsame Unterscheidung in der Ehrerbietung gegenüber Vater bzw Sohn entspricht nicht einmal der eigenen Aussage Christi, denn wer den Sohn ehrt, der ehrt auch den Vater. Natürlich ist er nicht in seinem Menschsein zu verehren, sondern in seinem Gottsein. Kann man überhaupt den Vater wirklich ehren, wenn man den Sohn beiseiteschiebt - ihn, ohne den niemand zum Vater kommt? Und der göttliche Hymnus in Hebr 1:1ff?

Die Verehrung Jesu Christi als "größten Menschen" berücksichtigt nicht seine einzigartige Sohnschaft.

Das göttliche Wesen, die göttliche Natur verschwindet nicht mit der Menschwerdung, und das Menschsein verschwindet nicht in den Himmeln; der Logos hat seine Natur nicht gewechselt (vormenschliche, menschliche, verherrlichte „Natur“) - er ist stets derselbe (Hebr 13:8). Wenn er sagt, wir sollen Gott „Vater“ nennen, kann er das nur mit der Autorität gleichen Wesens, mit dem Wissen, dass er der göttliche Sohn ist, dem der Vater alles, ausnahmslos alles übergeben hat.
Der Logos ist Materie geworden, und diese Materie war ein paar Tage („Grabesruhe“) geistlos, also tot, nicht aber der göttliche Logos, der das Leben in sich hat. Als seine Materie auferweckt worden war, war sie nicht etwas Andersgeartetes, sondern eben der vorher getötete, jetzt neu lebendige Körper mit seinen Narben und seinem Stoffwechsel. So sagen es die Evangelisten - was der verklärte/umgestaltete Körper ist, sagen sie nicht. 

Auch die „Doppel-Natur“ Jesu (ein eher bildhafter Begriff), also sein Gott-Sein, verknüpft mit seinem Mensch-Sein und umgekehrt, entzieht sich menschlicher Vorstellungskraft.
  
Gott- und Geist-Wesensheit

Völlig widersinnig, in sich widersprüchlich ist es, dem ausdrücklich „Einzig-Gezeugten“ weitere auch-gezeugte „Geistsöhne Jehovas“ (incl Satan) in beliebiger Anzahl als Brüder beiseite zu stellen, schließt das „monogeneés“ doch zweifelsfrei aus, dass es weitere Gott-Gezeugte jemals gegeben hat. Wenn ein Ingenieur mit seinem Sohn nach eigenen Plänen Roboter zusammenschraubt, wird man nach europäischem Sprachverständnis diese als von ihm „geschaffen“ bezeichnen können, niemals aber den von ihm gezeugten Sohn, und die Roboter wird man selbst dann nicht in eine Reihe mit dem Sohn stellen, wenn der Ingenieur seine Produkte liebevoll-stolz als seine „Babys“, als seine „Kinder“ bezeichnet. Es liegt nahe, eine eigenständige Wesensform „Gott“ anzunehmen, die sowohl vom "Geist-" als auch vom "Materie-Wesen" verschieden ist. Wie Teilhard de Chardin kann man dann zu der Überzeugung gelangen, dass Geist und Materie zu einer Einheit verknüpft sind, wobei der Geist- / Lebensgehalt artspezifisch ist.  
  
Eine Identifizierung des Logos mit dem Erzengel Michael, als der er auch derjenige Engel gewesen sei, der das Volk Israel durch die Wüste geführt hat, ist reine Spekulation - bestenfalls spezielle, eindeutig über die Schriften hinausgehende Offenbarung. Denn wenn der Sohn mit der Sprache eines Erzengels sprechen wird, heißt das nicht, er sei ein Erzengel. Ob es dem Logos angemessen ist, zwar als Kommandeur der Engel, aber eben doch als Engel angesehen zu werden, ist irrelevant, obwohl sich kein Kommandierender General „eins“ nennen wird mit dem König - es sei denn, er ist dessen „eigen Fleisch und Blut“.
   
Die dritte Person der Gottes-Beziehung

Betrachtet man biblische Hinweise auf die dritte Person Gottes, ist unerheblich, ob das benutzte Personalpronomen männlich ist oder sächlich, denn das hängt ausschließlich vom grammatikalischen Geschlecht ab. Aufzuzeigen wäre, ob „parakletos“ nicht nur „Helfer“ im Sinne einer Person, sondern wirklich auch „Hilfe“, „Hilfsmittel“ als Sache bedeuten kann. Es scheint, dass im Koine nur die personale Bedeutung galt; sicher wurde z
umindest im frühen 2.Jh., wie der Beiname des Montanus zeigt, "parakletos" als Person verstanden.
Dass sich eine Tat der Einwirkung JHWHs in besonderer Gestalt zeigen soll, ist nicht leicht erklärbar - eine Taube oder Feuerzunge als „Wirkungsquantum“??? Und der heilige Geist „sagt“ (Hebr 3:7)?

Versetzen wir uns in das Geschehen am Jordan (Lk 3:21f): Jesus spricht mit seinem Vater (er betet!), und dieser bekennt - für alle Anwesenden wahrnehmbar - "Ja, du bist mein Sohn, ich liebe dich, ich mag dich" (kein Zitat!). Das ist natürlich keine Berufung, keine Einsetzung in eine neue Stellung, wie manche Modernisten  - nicht die Zeugen Jehovas! - behaupten (schließlich war Jesus schon Sohn Gottes vor seiner Menschwerdung, und er war sich dessen sogar als Zwölfjähriger bewusst (Lk 2:49), also lange vor der Jordan-Taufe) - nein, es ist eine Bestätigung, eine Offenbarung des Wesens Jesu und damit eine Offenbarung des göttlichen Beziehungssystems - und genau zu diesem Zeitpunkt dieses wichtigen Geschehens, da erscheint etwas "wie eine Taube"(Lk 3:22): "... herabkam der Heilige Geist in körperlicher Gestalt wie eine Taube" (Lk 3:22) - kein Zeichen, kein Symbol, sondern ein materieller Körper, der wie eine Taube aussieht. Wird hier geschildert, wie eine Wirkung Gottes, eine Eigenschaft Gottes, ein Teil Gottes auf Jesus "bleibt" (Joh 1:33) - oder erscheint hier ein Geistwesen, eine Geistesperson in angenommener Materialität?
Ist es nicht doch die Offenbarung der göttlichen Wesenheit als einer Dreier-Beziehung Vater, Sohn, Geist (Mt 28:19, Joh 5:6, Hebr 3:7)?
   
Auch Engel und Dämonen werden eindeutig und zweifelsfrei als eigenständige Personen bezeugt und nicht als Symbole, Ausdrucksformen oder Allegorien göttlichen bzw dämonischen Wirkens. Die Taufformel "im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes" (Mt 28:19) legt drei gleichgeartete Autoritäten auf gleichgearteter Ebene zumindest nahe; neben zwei Personen eine Kraft zu stellen, ist da doch weitaus fragwürdiger.
   
Zugegeben: Beschränkt man sich auf „nur die Schriften“ („Zur Glaubenslehre“), ist die dritte Beziehung Gottes in sich selbst, ist seine Drei-Personalität nicht sofort eindeutig. Die Erkenntnis, dass der eine Gott („Monotheos“!) drei-personale Beziehung ist, kann nur beruhen auf selbst-offenbarendem Wirken Gottes oder aber auf völliger Verwirrung durch den „Verwirrer/Verleumder ( = diábolos = Teufel)“.
Eine Erklärung, wonach die göttlichen Offenbarungen im Zuge der Menschwerdung des Sohnes ebenso auf den Hl Geist verweisen wie die früheren Offenbarungen an die Juden auf den Sohn - ohne ihn direkt und zweifelsfrei darzulegen -, ist nicht so einfach von der Hand zu weisen.
   
Ein Mysterium

Die Trinitätslehre ist das Ergebnis, die sich in der Geschichte unterschiedlich offenbarenden Personen göttlicher Wesenheit in der Ein-Gott-Offenbarung zu beschreiben. Dabei geht es eben nicht um ein Gleich-Sein, sondern um ein Eins-Sein. Das Argument, der Trinitätsglaube sei für den Menschen viel zu kompliziert und unverständlich, ist nicht relevant, weil es jede Wahrheitsfindung/ -offenbarung konterkarieren würde:

 

Die vollständige Wahrheit über den Schöpfer des Universums entzieht sich den Möglichkeiten des menschlichen Gehirns von vornherein.

Natürlich ist es weitaus einfacher, „menschlicher“, ein göttliches Gefaltet-Sein zu leugnen oder aber mehrere Götter zu postulieren - beide Vereinfachungen widersprechen jedoch den göttlichen Offenbarungen in den heiligen Schriften.
Eine ganz, ganz schwache Analogie findet der Physiker in der Natur des Lichts, das uns sowohl als Korpuskelstrom gegenübertritt als auch als Materiewelle - auch das lässt sich schlechterdings nicht vorstellen, wohl aber (mathematisch) beschreiben - sogar die Zellansammlung „Mensch“ kann als Welle formuliert werden.
Auch das Menschsein Gottes ist nicht vorstellbar, aber beschreibbar - wie eben Christus es getan hat. Und erst so, erst im Trinitätsglauben lässt sich die Größe des Mysteriums ermessen: Gott hat nicht eines seiner Geschöpfe losgeschickt, sich brav quälen zu lassen und als gehorsames Blutopfer zu dienen, sondern 

Gott ist selbst (!) - in der Person des Sohnes - in die tiefste Beziehung mit dem Menschen eingetreten auf der tiefsten, grausamsten Ebene. 

Damit erklärt sich das „Leiden-Müssen“ als das vollständige Eintreten-Wollen auch in die schwierigste, leidenvollste Situation: 

Gott tritt als gequälter Mensch in Beziehung zum gequälten Menschen!

Wo war Gott in Auschwitz?“ - „Am Kreuz!“

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Neumünster, 24.01.2010      *      Egbert W Gerlich     *     egbert@tasar-org.de