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Letztes Update
04.06.2009



 

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Egbert W Gerlich, 2007

     Segeln besser verstehen

3. Windspielereien (7)


Wer sich seine kindliche Freude an Wilhelm Busch'ens Bildergeschichten erhalten hat, kennt diese:

Aus W.Busch: "Julchen"                           Wilhelm Busch          

Überzeugen wir uns jetzt, warum der Wind all das an Bord anstellt, was wir bisher gesehen haben:

Den Wind, den wir an Bord verspüren, nennen wir ganz simpel "Bordwind"; er ist der einzige Wind, den wir an Bord kennen und der als einziger für uns wahr ist, weshalb die gängige Literatur-Bezeichnung "scheinbarer Wind (apparent wind)" nicht nur eine schlechte Übersetzung ist, sondern genauso unsinnig, wie die frühere Bezeichnung "Scheinkraft" für die Fliehkraft u.a., wogegen schon mein Mechanik-Professor vor einigen Jahrzehnten wetterte.

Zum Bordwind vereinigen sich zwei Winde unterschiedlicher Herkunft, nämlich
  1. der "Molenwind", den uns das Wetter und die Gegend präsentieren und den wir im Stillstand auf der Mole wahrnehmen - in der Literatur heißt er leider "wahrer Wind (true wind)", obwohl er nicht wahrer ist als jeder andere auftretende Wind, und
  2. der "Fahrtwind", den jedes radfahrende Kind kennt und dessen Stärke genauso groß ist wie unsere Fahrgeschwindigkeit, aber der Fahrtrichtung genau entgegen wirkt..
Durch den Fahrtwind wird der Molenwind überlagert (meinetwegen auch umgekehrt), und diese Überlagerung ist - wie schon gesagt - nicht nur eine Ablenkung, sondern sie folgt gehorsam und treu den Vorschriften, welche die Mathematiker für die "Vektor-Addition" erlassen haben. Ein Vektor ist eine Größe mit einer Wirkungsrichtung, also eine "gerichtete Größe", und die Addition kann man ganz einfach grafisch durchführen, indem man Vektor-Pfeile (ihre Länge entspricht der jeweiligen Größe und ihre Richtung der Wirkrichtung des betreffenden Vektors; die Breite hat keine Bedeutung) einfach als Kette aneinandersetzt. Das Ergebnis, die "Resultierende" erhält man, indem man Anfang und Ende der Kette mit einem Pfeil verbindet. In unserem Fall bilden Molen- und Fahrtwind die Kettenglieder, die Resultierende ist der Bordwind.  

Der blaue Molenwind und der gelbe Fahrtwind fügen sich zusammen
zum roten Bordwind.


Vektoraddition


Ändert der Molenwind
seine Stärke (Bö / Flaute)                        oder          seine Richtung (Raumer / Schraler)

Bö / Flaute       Raumer / Schraler

dann ändert der Bordwind stets 
Stärke und Richtung



Für schnelle Boote noch wichtiger:



Ändert der Fahrtwind
seine Stärke (durch Abbremsen / Beschleunigen), seine Richtung (durch Anluven / Abfallen)

 Abbremsen / Beschleunigen        Anluven / Abfallen

dann ändert der Bordwind stets Stärke und Richtung 


Aus diesem Zusammenwirken lassen sich alle Windspielereien, die wir in diesem Kapitel betrachtet haben, einfach ableiten. Die auf dieser Seite gezeigten Illustrationen sind übrigens nur prinzipielle Darstellungen, die auf den vorherigen Seiten gezeigten Beispiele hingegen sind - bezogen auf den Tasar - realitätskonform, errechnet aus Geschwindigkeitsdiagrammen.

Erinnern wir uns:
Auf einer Runde um den See
bei konstantem Molenwind
schwankte der Bordwind um +/- 50% und +/- 67°.

Und auch dies noch einmal:

Je  schneller  das Boot,  desto   vorlicher    der Wind !
Je langsamer das Boot,  desto achterlicher der Wind !

Je    vorlicher  der Wind,  desto stärker!
Je achterlicher der Wind,  desto schwächer !

Eine Bö kommt   achterlich,  d.h. der Wind raumt,
eine Flaute kommt vorlich,   d.h. der Wind schralt.

Merke:
Je agiler das Boot, desto ungleichmäßiger der Wind !
                                   Je ungleichmäßiger der Wind,  desto wichtiger das Trimmen !

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